Migena Gjata

„Abendempfindungen“

migena-gjata-weihnachtskonzert-stockach-2011

Wolfgang Amadeus Mozarts Versuch, als erster Komponist seiner Zeit als autonomer Künstler zu leben, inspirierte Joachim Schlömer zu seinem dreiteiligen Projekt Irrfahrten, dessen Mittelteil die Abendempfindung bildet. Wie kann sich ein Künstler aus etablierten, scheinbar unabänderlichen Abhängigkeiten lösen und sich selbstbestimmt entwickeln? Welche Irrfahrten, welche Krisen durchläuft man, um zu innerer Freiheit und damit zu neuen schöpferischen Ausdrucksmöglichkeiten zu gelangen?

Abendempfindung verdankt seinen Titel dem schon romantisch anmutenden gleichnamigen Lied von Mozart. Eine Sängerin, eine Schauspielerin und ein Tänzer zeigen drei Aspekte einer Persönlichkeit, drei sich spiegelnde Bilder eines Menschen in der Krise, so dass sich Gesang, Sprache, Tanz und Video miteinander verbinden. Zu den für dieses Pasticcio ausgewählten Werken gehören u. a. zwei Einlagearien für Opern anderer Komponisten – Inbegriff künstlerischer Fremdbestimmung.
Im Text, der sich aus Mozarts Briefen speist, wird das künstlerische Selbstverständnis des Komponisten spürbar: „Ein Mensch von mittelmäßigem Talent bleibt immer mittelmäßig, er mag reisen oder nicht. Aber ein Mensch von superieurem Talent – welches ich mir selbst, ohne gottlos zu sein, nicht absprechen kann – wird schlecht, wenn er immer in dem nämlichen Ort bleibt.“ „Morphing identity“ nennt Joachim Schlömer die drei Gestalten der in sich kreisenden (Künstler-)Persönlichkeit, die – heimgesucht von der Abendempfindung – in drei Phasen versucht, „der Midlife-Crisis zu entkommen: über die Sprache, den Körper und schließlich den Gesang.“ (Bettina Auer)

Koproduktion des Nationaltheater Mannheim mit dem Festspielhaus St. Pölten in Zusammenarbeit mit den Salzburger Festspielen.